Kostproben

Prosa und Lyrik (Deutsch/Englisch)

Mein Mann ist ein absoluter Football-Fan. Am Ende der Spielsaison hat er Geburtstag gefeiert und von mir ein Gedicht bekommen, zu dem ich durch die Football-Spiele inspiriert worden bin. Vielleicht inspiriert mein Gedicht ja jemanden, sich mal ein Football-Spiel im Fernsehen anzusehen.

Das Leben – ein Spiel?

Das Leben ist ein zähes Ringen,
wir sind oft weit entfernt vom Ziel,
es ist fast wie beim Footballspiel.

Wir kämpfen hart um jeden Meter,
der Gegner wirft uns oft zurück,
doch dann erobern wir ein Stück.

Das Leben bringt auch Niederlagen,
wir sind verletzt, wir haben Frust,
doch Fehlverhalten bringt Verlust.

Wir denken, es ist aussichtslos,
dann tut sich eine Chance auf,
ein Touchdown folgt, in vollem Lauf.

Nur, wer nicht kämpft, hat schon verloren,
das Leben ist ein Hin und Her,
drum, bitte, nimm es nicht so schwer.

© Astrid Biegert, 2024

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Geliebt

Dich habe ich mir ausgedacht
du bist, wie ich es wollte.
Ich hab dich wunderbar gemacht,
du dienst mir, wie es sein sollte.

Wie gut, dass es dich gibt
du bist von mir geliebt.

Deine Sünden habe ich weggewischt,
wie Tau sind sie verflogen.
Deine Seele habe ich erfrischt
und dich zu mir gezogen.

Wie gut, dass es dich gibt
du bist von mir geliebt.

Dich habe ich mir ausgesucht
deinen Anblick sehr genossen.
Für dich habe ich einen Platz gebucht,
dich in mein Herz geschlossen.

Wie gut, dass es dich gibt,
du bist von mir geliebt.

Komm und schau nicht mehr zurück,
was war, ist wie versunkenes Land.
Komm und wende deinen Blick
du gehst dein Leben an meiner Hand.

Wie gut, dass es dich gibt,
du bist von mir geliebt.

© Astrid Biegert, 2003

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STILLE NACHT
Still war sie nicht, die heilige Nacht
nur die Menschen schliefen tief und fest.
In der Herberge hat keiner Platz gemacht,
als Gott seinen Sohn zur Welt kommen lässt.

Der Himmel aber war voller Gesang:
Der Messias ist heute geboren.
Was durchs ganze Universum drang,
kam den Menschen nicht zu Ohren.

Die Hirten auf dem Feld,
verarmt und verachtet,
hörten als Erste die Engel singen:
Der Messias wird anders, als ihr dachtet
euch die Rettung bringen.

In einem Stall mitten unter den Tieren
liegt ein neugeborenes Kind,
dass Leute wie ihr nicht die Hoffnung verlieren
und alle, die verzweifelt sind.

Was Gott begonnen hat in dieser Nacht,
fast unbemerkt und winzig klein,
hat Jesus am Kreuz zu Ende gebracht,
um unser Retter zu sein.

Ich sehe nichts von der Rettung der Welt,
sagen Menschen wie eh und je
mit uns ist es seither nicht besser bestellt.
Das mit Jesus? – Nur eine schöne Idee!

Und doch sind die Stimmen nicht verklungen,
die Stimmen der heiligen Nacht.
Zweitausend Jahre haben sie durchdrungen
und den Menschen die Botschaft gebracht.

Die Botschaft heißt:
Gott ist heruntergekommen,
lass‘ ihn an dich heran.
Er hat deine Schuld auf sich genommen
und er verändert dich dann.

Du wirst neugeboren aus Wasser und Geist,
und Gottes Reich steht dir offen.
Jesus ist die Tür, die zur Ewigkeit weist,
auf ihn kannst du heute schon hoffen.

Dann stimmen wir ein in den Lobgesang
in der Nacht, als das Wunder geschah,
wie es durchs ganze Universum klang:
Jesus, der Retter ist da.

© Astrid Biegert, 2004


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Mein Auslandsaufenthalt in London während meines Studiums war Shakespeares Werken gewidmet. In Shakespeares Globe Theatre konnte ich eine großartige Aufführung von „The Winter’s Tale“ genießen. Shakespeares Sonette habe ich intensiv gelesen und sein Sonett 18 ins Deutsche übertragen.

Shakespeares Sonett 18 (Übertragung)

Mit Sommertagen soll ich dich vergleichen?
Wo du doch schöner und auch sanfter bist.
Rau über Maienknospen Winde streichen,
Und allzu kurz des Sommers Dauer ist.

Manchmal zu heiß das Himmelsauge brennt,
Und oft getrübt erstrahlt sein gold’ner Schein.
Manchmal das Schöne sich vom Schönen trennt,
Durch Zufall, durch Naturprozess allein.

Doch wird dein ew’ger Sommer nicht vergehen,
Du wirst Verlust an Schönem nie beklagen,
Im Schattental wird dich der Tod nicht sehen,
Wenn ew’ge Zeilen durch die Zeit dich tragen.

Solange Menschen atmen, Augen sehn,
Solang’ besteht dies und lässt dich bestehn.

© Astrid Biegert 2018

William Shakespeare – Sonnet 18

Shall I compare thee to a summer’s day?
Thou art more lovely and more temperate.
Rough winds do shake the darling buds of May,
And summer’s lease hath all too short a date.

Sometime too hot the eye of heaven shines,
And often is his gold complexion dimmed;
And every fair from fair sometime declines,
By chance or nature’s changing course untrimmed.

But thy eternal summer shall not fade,
Nor lose possession of that fair thou ow’st,
Nor shall death brag thou wand’rest in his shade,
When in eternal lines to time thou grow’st.

  So long as men can breathe or eyes can see,
  So long lives this, and this gives life to thee.

Angenommen

Was – wenn es sie doch gibt,
die Liebe, die wahre, statt Liebe als Ware?
Was – wenn es doch stimmt
und sie sich gibt und sich nichts nimmt?

Nur einmal angenommen, du bist in der Welt angekommen,
weil du ein Gedanke Gottes bist.
Einer hat dich erdacht und du hast dir nichts draus gemacht.
Einer hat dich entworfen und du hast ihn verworfen.

Nur einmal angenommen, Ihm wär’s auf dich angekommen,
weil Er die Liebe ist.
Einer hört, wenn du singst und weiß, wie du klingst,
wenn kein andrer dich hört und du bist nicht unerhört.

Nur einmal angenommen,
Er wäre bei dir angekommen,
die Liebe in Person
und du hättest ihn angenommen,
dann wärst du bei ihm angekommen
in einer neuen Dimension.

© Astrid Biegert, 2004

Die Blüte meiner Jahre ist an meinem 31. Geburtstag entstanden – aus dem Empfinden heraus, dass ich nicht mehr jung bin und aus dem Wunsch heraus, eine Familie zu gründen und mein Leben mit Kindern zu teilen.

Die Blüte meiner Jahre

Die Blüte meiner Jahre ist um.
Warum trauere ich der Blüte nach?

Die Blüte ist für die Frucht da.
Eine Blüte ohne Frucht bleibt leer.

Schön ist die Blüte,
aber es wird niemand davon satt.
Die Blüte muss verwelken und vergehen,
damit Frucht wachsen kann.

Die Blüte meiner Jahre ist um.
Nun kann mein Leben Frucht tragen.

© Astrid Biegert, 1990

Produktive Rezeption zu Konstantin Weckers Lied „Sage Nein“ [1]

Die Thomas-Nast-Gastprofessur 2018 der Universität Koblenz-Landau
wurde an Konstantin Wecker verliehen, um ihn als einen Künstler zu würdigen, der sich in besonderem Maß politisch engagiert und in seinem Werk für Demokratie und freiheitliches Denken eintritt. [2]
In einer Schreibwerkstatt wurden Beiträge gesammelt, die sich auf Liedtexte von Konstantin Wecker beziehen.

Plädoyer für Demokratie

Meinen Töchtern und meinem Sohn und ihrer ganzen Generation
möcht ich eines weitergeben: Bitte habt Achtung vor dem Leben.
Nie wieder Mord! Nie wieder Krieg! Verhelft der Wahrheit zu ihrem Sieg!
Sie sprechen der Geschichte Hohn, die Nazis eurer Generation.
Lasst euch nicht auf Lügen ein: Sagt Nein!

Auch wenn die Bilder bald verblassen und sie uns Deutsche nicht mehr hassen,
spräche unser Vergessen Hohn den Opfern dieser ganzen Generation.
Sie blieben im Land, das ihre Heimat war: Unvorstellbares Leid! Verkannte Gefahr!
Es bleiben Verblendung, Hass und Gewalt, Neid, Eifersucht und Vorbehalt.
Lasst euch darauf niemals ein: Sagt Nein!

Wohlstand, Frieden – siebzig Jahre schon, wir hatten Glück, unsre ganze Generation!
Wir stritten für Umweltschutz und Toleranz, Abschaffung von Waffen – und zwar ganz!
Wir stritten um gleiches Recht für alle, sprengten Grenzen, sahen Mauern fallen.
Demokratie ist unser Freiheitsgarant: Bitte gebt sie nicht aus der Hand.
Lasst euch nicht auf Gleichgültigkeit ein: Sagt Nein!

© Astrid Biegert, 2018

[1] https://wecker.de/portfolio-item/sage-nein
[2] (vgl. Bluhm, Lothar (2019): Konstantin Wecker lesen. Produktive Rezeptionen. Ein Werkstattbericht. In: Lothar Bluhm; Markus Schiefer Ferrari; Werner Sesselmeier(Hrsg.): „Bist du ein Mensch, so fühle meine Not.“. Menschenrechte in kultur- und sozialwissenschaftlicher Perspektive. Baden-Baden: Tectum Verlag (LBKS – Landauer Beiträge zur Kultur- und Sozialgeschichte, Bd. 3), S. 19-34.


Meine Wünsche für das neue Jahr

ZEIT ZUM TRÄUMEN

Ich wünsche mir für mein Leben mehr Zeit.
Zeit mit allen meinen Lieben,
für mich alleine und zu zweit.

Ich träume von arbeitsreichen Tagen,
die ganz langsam vergehen
und mich nicht mit Zeitdruck plagen.

Ich träume von ausgedehnten Stunden,
Abenden, die ganz sacht verwehen,
in denen ich zu mir selbst gefunden.

Ich träume von einer lauen Sommernacht,
in der Sterne am Himmel stehen
und jemand mit mir staunt und lacht.

Ich träume davon, nicht an morgen zu denken,
im Jetzt zu leben wie ein Kind
und anderen meine Zeit zu schenken.

Ich träume davon, in der Zeit zu versinken,
selbstvergessen wie ein Kind,
und mich einfach mal auszuklinken.

Ich träume davon, Zeit zu verschwenden,
unbedarft wie ein Kind,
als würde mein Leben niemals enden.

Von meinem Leben soll bleiben: Ich hatte Zeit.
Zeit für alle meine Lieben,
für mich alleine und zu zweit.

© Astrid Biegert, 29.12.2010